Hall of Fame
Erfolgreiche Finisher vom Race around GermanyManfred Büttner / Gerhard Liebel 2014
Es ist vollbracht! Nonstop um Deutschland mit dem Rad. 3300 km und 23000 Höhenmeter… Ohne Worte…
Die beiden Radsportler
Manfred Büttner in einer Zeit von 7 Tagen 23 Stunden 30 Minuten
und
Gerhard Liebel in einer Zeit von 8 Tagen 6 Stunden 0 Minuten
Cham – Cham
Gratulation an euch beide und an euer fantastisches Team
Fritz Geers 2017
Fritz hat in 7 Tagen 16 Stunden 57 Minuten Deutschland umrundet
Gratulation für diese Leistung
Somit hat Fritz Geers auch einen neuen Streckenrekord aufgestellt
Tanja Hacker 2017
Tanja hat in 10 Tagen 16 Stunden 28 Minuten Deutschland nonsupported umrundet
Da der Start schon im September war musste sie sich mit allen Wetterbedingungen auseinander setzen. Regen, Gegenwind, Sturm, lange Nächte usw.. Auch der Pannenteufel hat sie im Norden eingeholt. Trotz all dieser Widrigkeiten hat Tanja das Ziel in Passau mit guter Kondition und Stimmung erreicht. Somit hält Tanja als erste Frau und das ganze nonsupported den Streckenrekord.
Markus K. Brandl 2018
Wir gratulieren Markus zu seinem Ritt um Deutschland. In einer Zeit von 7 Tagen 14 Stunden 19 Minuten ist Markus somit der neue Rekordhalter beim längsten Radmarathon Europas.
Alexander Ebell 2018
Gratulation an Alexander für seine Deutschlandumrundung. Alex ist nonsupported gefahren, sprich ohne jede weitere Hilfe. Sein Plan ging fast auf, so seine Aussage.
Matti Köster 2018
Gratulation an Matti für seine Deutschlandumrundung. Matti ist nonsupported gefahren und hat somit eine neue Rekordzeit!
Sönke Meyer 2020
Bericht folgt!
Mario Keipke 2021
Ein Ritt der besonderen Art um Deutschland. Durchhalten war wie immer angesagt und Bushäuschen war eine beliebte Schlaf- bzw. Unterstellmöglichkeit. Auch Hotels, Pensionen wurden genutzt. Regen, 30 Grad usw. waren an der Tagesordnung. Aber geschafft! in 12 Tagen 8 Stunden 3 Minuten
Stefan Hermann 2021
Regen, Regen und nochmals Regen. Das war die Große Runde vom Stefan. Nahe an der Verzweiflung hat er sich über die „Große Runde“ gekämpft. Ein Gemütsmensch sonders gleichen der es doch meistens sehr gelassen gesehen hat. Sonne und Gegenwind waren auch auf der Menükarte. Der zweite in 2021 in einer Zeit von 10 Tagen 7 Stunden 40 Minuten.
Stefan Barth 2021
Der Mann ohne viele Worte – Kurze SMS beim erreichen der Timestations – ein Paar Bilder in den Sozialen Medien – FERTIG – Nonsupported Solo 9 Tage 1 Stunde 43 Minuten
Florian Reiterberger, Tina Gröne 2021
Im Doppelpack oder doch alleine? um Deutschland. Etwas gemütlicher mit 300 km Tagesleistung und Hotelübernachtungen. Auch so kann man Deutschland umrunden.
Bernhard Steinberger 2021
STRECKENREKORD – Somit ist der Rekord wieder zurück in Deutschland! Gratulation zum diesem Ritt um Deutschland.
SV Enge-Sande 2021
Wahnsinn – wie versprochen neuer Streckenrekord in 4 Tagen 13 Stunden 40 Minuten. Die 4er Staffel Supported hat eine neue Zeit ins Leben gerufen. 1 Frau und 3 Männer hatten wettertechnisch alles geboten, Regen, Gegenwind usw..
Eyfind Kjer, DK
War mal wieder ein ganz großes Kino! – 10 Tage und 6 Stunden war Eyfind alleine um Deutschland gefahren. Wetter, wie immer alles geboten. Sonne, Wind, Regen usw.. Überglücklich wurde er von seiner Frau im Ziel Flensburg empfangen. Wir gratulieren Dir ganz herzlich zu diesem Erfolg.
Keno Pieper, D
Diesmal war die Hitze im Süden ein großes Thema – Aber Keno hat dies auch gemeistert. Ohne Klagen und immer ein Lächeln im Gesicht. So hat Keno die große Runde mit Erfolg gemeistert.
Andreas Nebel, D
Samstag 01. Juli 2023 02:15 Uhr in der Nacht taucht ein einzelnes Scheinwerferlicht in Cham auf. An der Straße stehen zwei Personen: Meine Mutter mit einem großen Schild mit der Aufschrift „Race around Germany Ziel“ und auf der anderen Straßenseite steht mein Vater mit seinem Handy und filmt. Der einzelne Scheinwerfer bin ich.
Vor exakt 8 Tagen 18 Stunden und 15 Minuten stand ich schon mal an der gleichen Stelle, um zu meinem bislang größten und längstem Ultracycling Rennen zu starten. Dem Race around Germany einem wie es der Name vermuten lässt Rennen einmal rund um Deutschland. Ich hatte mir Cham als Startpunkt ausgesucht, da die Strecke, die im Uhrzeigersinn entlang der deutschen Außengrenze verläuft dann in den ersten Abschnitten den größten Teil der insgesamt ca. 23000 Höhenmeter enthalten würde. Diese wollte ich gerne mit „frischen“ Beinen bewältigen.
Und so bin ich am 22. Juni um 8 Uhr gestartet. Ungeachtet der hohen Temperaturen von bis zu 38° kam ich am ersten Renntag gut voran. Zwar musste ich Temperatur bedingt öfters an Tankstellen rast machen, um meine zwei Trinkflaschen neu zu befüllen, aber die angekündigte Unwetterwarnung für den Abend ließ mich die Beine in die Hand nehmen. Gegen 21 Uhr waren dann am Horizont deutlich Gewitterzellen zu erkennen, welche sich schnell auf mich zuzubewegen schienen.
Ich beschloss nach einer kurzen Essenspause und der Einholung der Expertise eines Einheimischen, welcher meinte, dass Gewitter würde in anderer Richtung abziehen, weiter zu fahren, solange es die Situation zuließe. Dazu ist zu erwähnen, dass es mittlerweile dämmerte bzw. dunkel wurde, was es extrem schwierig machte das Gewitter und seine Bewegungsrichtung zu erkennen. Was ich sah war ein permanentes aufflackern von Blitzen im 10 Sekunden tackt…
Ich fuhr weiter bis es zuerst zu regnen, dann zu donnern begann. In einem Dorf suchte ich Schutz in einem Bushaltestellen Häußchen. Als ich dieses erreichte begann es beinahe augenblicklich wie aus Eimern zu gießen…. Glück gehabt. Ich habe dann bei starkem Gewitter meinen Schlafsack ausgebreitet und während es heftig gewitterte in einem Bushaltestellen Häuschen im bayrischen nirgendwo meine erste einstündige Schlafpause eingelegt.
Mittlerweile geht es nicht mehr Süd, sondern westwärts. Genau gegen die Windrichtung und der Wind bläst heftig! Regen und Gegenwind werden für Tag 2 meines Rennens ständiger Begleiter bleiben. Dazu kommen noch knackige 10% + Anstiege in großer Regelmäßigkeit. Von diesen Widrigkeiten lasse ich mich aber nicht beeindrucken. In zwischen in Baden-Württemberg steuere ich auf den Schwarzwald zu. Wetter ist Mittlerweile wieder angenehm, eigentlich läuft alles super, bis ich auf eine Absperrung stoße… die Strecke kollidiert mit der deutschen Meisterschaft im Zeitfahren. Ich spreche einen Streckenposten an. Dieser ist super hilfsbereit und erklärt mir eine mögliche Ausweichroute. Dieser versuche ich zu folgen, jedoch verfahre ich mich noch zwei bis drei mal. Eine regelrechte Odyssee über Feldwege beginnt. Ständig stoße ich wieder auf die Strecke. Erst als das Zeitfahren vorbei war konnte ich dann meine Fahrt fortsetzen. Meine Trinkflaschen sind leer und auch die andere Verpflegung neigt sich dem Ende.
Ich suche eine Tankstelle oder Gaststätte um meine Verpflegung wieder auszufüllen, bin aber im tiefsten Schwarzwald angekommen. Es ist kurz nach 20 Uhr. Seit ca. 1.5 Stunden fahre ich komplett leer Anstieg um Anstieg rauf, dann endlich eine Gastwirtschaft! Ich genehmige mir zwei alkoholfreie Weizen und kann meine Flaschen auffüllen. Da es bereits um 21 Uhr ist und ich mich auf ca. 1000 m im Schwarzwald befinde, beschließe ich nochmal richtig rein zu halten, um die Abfahrten bis Freiburg im Breisgau noch im Hellen zu fahren. Das gelingt mir auch. Im dunkeln fahre ich durch Freiburg eine fahrradtechnisch super ausgebaute Stadt auf die Timestation zu. Dort melde ich meinen Fortschritt Dieter Göpfert, dem Veranstalter und lade den nächsten Streckenabschnitt. Dieser ist in der ersten Hälfte schön flach und super zu fahren. Bis tief in die Nacht setze ich meine Fahrt fort, bis die Müdigkeit so stark wird, dass eine Schlafpause unverzichtbar wird. In einer Pension etwas abseits der Strecke mache ich meine erste längere Schlafpause (mit Duschen und Rad Service ca. 3.5 Stunden). Ah Duschen was für eine Wohltat nach zwei Tagen im Sattel!!!
In den frühen Morgenstunden geht es weiter. Diese Stunden, in denen es noch nicht sengend heiß ist genieße ich und komme flott voran. Das Gelände ist immer noch flach. Gegen Mittag erreiche ich die französische Grenze. Ein kurzer Teil der Strecke verläuft durch Frankreich. Es ist wieder sehr heiß geworden. In einem französischen Dorf mache ich einen Verpflegungsstop bei einem Bäcker. Den Rotwein lasse ich weg, aber dem Baguette kann ich nicht wieder stehen. So gestärkt fahre ich weiter und erreiche wieder die deutsche Grenze. Sascha und Melli haben sich entschlossen mich auf der Strecke zu besuchen. Sie tauchen in regelmäßigen Abständen an der Strecke auf und machen Bilder und Videos. Was für eine tolle Motivation das hat mich riesig gefreut! Am Nachmittag treffen wir uns in einem schönen Biergarten. Normalerweise wäre ich da schneller durch gewesen, aber ich hatte es nicht eilig. Die letzte große Batterie an Anstiegen steht unmittelbar bevor. Gestärkt und motiviert gehe ich diese an und erreiche zwischendurch die Timestation Pirmasens.
Es folgen nach Pirmasens noch einige Anstiege, danach wird es flach. Ich bin nordwärts unterwegs und fahre entlang eines Braunkohleabbaugebiets, was für ein surreales Bild diese riesigen Löcher in der Landschaft… Radtechnisch läuft es, ich habe zwar leichte Sitzprobleme aber alles in allem nichts dramatisches. Es ist heiß, aber ich komme gut voran und auch Verpflegung aufzunehmen stellt kein Problem dar. Mittlerweile ist die flache Landschaft geprägt von riesigen Gärtnereien, welche alle Arten von Blumen und Sträuchern anbauen. Kevelaer die nächste Timestation ist erreicht. Aktuell habe ich rund 1300 km absolviert. Ich lege eine kurze Essenspause ein, dann geht es weiter. Ich befinde mich nun im Münsterland. Große Bauerngehöfte, Felder und Alleen säumen das Landschaftsbild in ständigem Wechsel. Vielleicht lag es an der Anstrengung, der einsetzenden Müdigkeit oder beidem, aber je länger ich dort fuhr, umso mehr kam es mir so vor als ob ich im Keis fahren würde… ein ganz sonderbares Gefühl war das. So war ich froh, dass sich der Tag dem Ende neigte und es endlich dunkel wurde, sodass ich die Landschaft nicht mehr sehen konnte. Zudem habe ich meine zweite größere Schlafpause von ca. 2 Stunden, mit Radservice und Verpflegung ca. 3 Stunden eingelegt. Die Nacht zuvor hatte ich in einem Bushaltestellen Häußchen in der Eifel mit meinem Schlafsack zugebracht.
In der Nacht gegen 3 Uhr etwa setzte ich meine Fahrt fort. Zwischenziel ist Glückstadt Timestation 5 auf meiner Tour um Deutschland. Es ist kälter und bewölkter als die Tage zuvor, eine sehr willkommene Wetteränderung. Die nächsten ca. 400 km verlaufen unauffällig, Verpflegung läuft, Müdigkeit und andere Probleme vor allem Sitzprobleme sind zwar allgegenwärtig, aber nicht dramatisch und so erreiche ich die erste von zwei Fähren über die Elbe. Nach der zweiten Fähre liegt dann direkt Glückstadt. Alles läuft wie am Schnürchen ich habe fast keine Wartezeit an den Fähren und die Zeit auf den Fähren nutze ich für Schlafpause und Radservice, sodass ich einigermaßen erholt und mit schnellem Rad in Glückstadt eintreffe.
Mein Weg führt nun ostwärts an der Nordsee entlang Richtung Ostsee. Hier gibt es fast nur Bauernhöfe, Alleen und sehr schlechte Straßen. Entweder fahre ich auf mit Waschbeton ausgelegten Feldwegen, oder auf Radwegen, bei denen die Wurzeln der Bäume im 5 Meter Abstand den Asphalt zu einer Art Geschwindigkeitshubbel angehoben haben, oder auf hundsmiserabel geflickten Straßen. Diese schlechten Verhältnisse sorgen dafür, dass sowohl die Sitzprobleme erheblich schlimmer werden, als auch dass meine Hände beginnen taub zu werden, da ich den Lenker permanent festhalten muss und ständig kleine Schocks bekomme. Zudem wird die Müdigkeit immer schlimmer und durch die Abgeschiedenheit der Strecke kann ich mich lange Zeit nicht verpflegen. Als ich in Flensburg ankomme habe ich ein echtes Tief.
Es dauerte ca. 3 Stunden, in denen ich langsam vor mich hin fuhr und einigen kurzen Powernaps, 20 minütigen kurzen Schlafpausen, welche ich immer einlegte wenn ein Regenschauer über mich hinweg zog. Das Wetter war eigentlich super, bis auf die angesprochen kurzen Schauer, welche ca. 5 Minuten dauern, dafür aber recht heftig waren. Dadurch, dass ich diesen mit den Powernaps immer aus dem Weg gegangen bin konnte ich meine Fahrt halbwegs trocken fortsetzen, was sich sehr positiv auf meine Stimmung ausgewirkt hat. Das schlimmste Tief im Rennen ist überwunden, die Straßen sind wieder besser und das wichtigste ich habe wieder richtig Druck auf dem Pedal!
Gegen 23 Uhr erreiche ich die Timestation Wismar. Hier sind mit 2154 km 2/3 der Strecke geschafft. Das Erreichen solcher Zwischenziele nutze ich als Motivation… 1000 km geschafft… die Hälfte der Strecke geschafft… 2000 km… 2/3 der Strecke, aber auch kleinere Erfolge, wie weitere 100 km absolviert, die Hälfte bis zur nächsten TS…. usw. Mit dieser Methode schaffe ich es mich immer wieder zusätzlich zu motivieren. Dazu kommen noch die vielen motivierenden Nachrichten aus der WhatsApp Gruppe. Ich versuche die Nacht durch zu fahren, werde aber sehr Müde. Mein Zwischenziel war es Rostock bei Nacht zu passieren, da so große Städte bei Tag mit dem Verkehr stressig und nur sehr langsam zu passieren sind. Als ich Rostock erreiche bin ich aber so müde, dass ich beschließe mir eine Unterkunft zu suchen. Das ist um 2-3 Uhr Nachts kein leichtes Unterfangen. Kurz um meine Suche war erfolglos, aber durch die Suche und die daraus resultierende Ablenkung war das Thema Müdigkeit erst mal vom Tisch, sodass ich meinen ursprünglichen Plan Rostock bei Nacht zu durchfahren in die Tat umsetzen konnte. Mehr noch ich bin noch etliche Kilometer mehr gefahren, aber irgendwann gegen 4 Uhr holte mich die Müdigkeit wieder ein. Ich übernachtete abermals in einem Bushaltestellen Häuschen. Das Aufstehen nach etwa 1.5-2 Stunden war aber diesmal die Hölle. Ich zitterte am ganzen Körper und das so stark, dass ich nicht in der Lage war meinen Schlafsack einzurollen, geschweige denn diesen am Rad zu verstauen. Erst nach gut einer halben Stunde hatte ich dieses Problem im Griff und konnte meine Fahrt fortsetzen.
Es ist schon erstaunlich, nach wenigen Kilometern konnte ich mein Rennen wieder ganz normal fortsetzen. Zuvor war ich noch ein zitterndes Häufchen Elend, dass verzweifelt versucht seinen Schlafsack einzurollen, jetzt fahre ich wieder im gewohnten Tempo und suche eine Bäckerei um zu frühstücken. Mit 466 km ist dieser Streckenabschnitt einer der längsten. Ende ist Frankfurt Oder. Am Nachmittag komme ich dort an. Ich muss mich durch einige Baustellen mogeln, was aber problemlos funktioniert. Ich kann den vorletzten Streckenabschnitt laden! Wichtiger noch für die Motivation und meinen Gemütszustand: Ab jetzt geht es südwarts!! Brandenburg ist das Bundesland, welches es jetzt zu durchfahren gilt. Dort war ich zuvor noch nicht gewesen, ich habe also keine Ahnung was mich erwartet. Landschaftlich und auch Straßen technisch viel schöner als erwartet! Trotzdem sind manchmal fieße Kopfsteinpflaster dabei und die Strecke wird wieder etwas welliger. Zum späten Abend hin erreiche ich zum einen ein italienisches Restaurant und kurz darauf meine Pension für die letzte lange Schlafpause mit ca. 4.5 Stunden ist das auch die längste Pause. Am frühen Morgen geht es mit neuem Radtrikot, geladenen Akkus für Licht und Navi und vollen Trinkflaschen weiter. Chemnitz ist das Etappenziel. Um dies zu erreichen muss ich erst Bautzen, dann Dresden durchqueren. Zuvor passierte ich noch Görlitz wo ich meine Verpflegung auffüllte. Bautzen ist eine wunderschöne Stadt (hab ich mir mal als potenzielles Kurzurlaubsziel gespeichert) aber da ich am Abend durchfahren muss gestaltet sich das Vorankommen relativ zäh. Dafür kann ich Dresden nachts durchfahren, wofür ich sehr dankbar bin.
Am frühen Morgen komme ich unerwartet zum stehen. 100 Meter nach einer Kreuzung mit Ampel geht auf einmal nix mehr. Zuerst denke ich, dass eine Baustelle der Grund für die Verzögerung ist, aber als nach ca. 15 Minuten mehr und mehr Autos wenden ahne ich, dass wohl ein Unfall die Ursache der Verzögerung ist. Als ich weiter vor rolle bestätigt sich mein Verdacht. An einer Kreuzung kam es zu einem schweren Verkehrsunfall die Straße ist voll gesperrt. Ich frage den Absperrposten der Feuerwehr, ob es für mich eine Möglichkeit gibt den Unfall zu umfahren. Dieser Feuerwehrmann ist sehr hilfsbereit und erklärt mir einen Weg durch den Wald. Problem: in diesem findet eine Übung oder ähnliches der Bundeswehr statt. Ich frage bei den Kollegen in Tarn nach, ob es denn sicher sei diesen Weg zu befahren (will ja nicht erschossen werden) und bekomme grünes Licht. Nach dieser eher abenteuerlichen offroad Passage geht es unauffällig weiter. Gegen halb 11 gelange ich mitten in Chemnitz an das Ende der vorletzten TS. Folglich lade ich nun den letzten Streckenabschnitt. Ein positives Gribbeln breitet sich in mir aus. „Nur noch 303 km“ lautet die Devise. Doch diese sind alles andere als leicht. Gleich zu Beginn bekomme ich mit dem Erzgebirge einen richtigen Brocken Höhenmeter technisch vorgesetzt. Steile Anstiege und viele Baustellen erschweren mein Vorankommen. Dazu muss noch durch Plauen eine sehr hässliche Stadt, die völlig ohne Fahrrad Infrastruktur auskommt fahren. Schräg zu Kurven verlaufende Straßenbahnschienen und etliche Baustellen zwingen mich des öfteren dazu Schiebepassagen einzulegen. Mit der gedanklichen Notiz nie mehr freiwillig einen Fuß nach Plauen zu setzen, setze ich meine Fahrt fort. Das Wetter, welches bislang ideal war, tolle Temperaturen und bewölkt, begann sich zu ändern. Regenschauer zogen auf. Nach den Schauern setzte Dauerregen ein. Meine letzte Schlafpause ist schon lange her, wäre das jetzt Tag 4 oder 5 würde ich mich nach einer Schlafmöglichkeit umschauen, da aber „nur“ noch ca. 200 km zu fahren sind beschließe ich alle Reserven anzuzapfen, sämtliche Tricks, wie starke Kaugummis kauen um wach zu bleiben auszunutzen um so schnell wie Möglich in Cham über die Ziellinie zu rollen.
Ich erreiche wieder das schönste und tollste Bundesland: Bayern!! Klar zu erkennen daran, dass elementar wichtige Infrastrukturen in so gut wie jedem Kaff vorhanden sind: Gasthaus, Bäcker und Metzger und oftmals noch ein Nahkauf oder eine Tankstelle. Die Mecklenburgische Seenplatte, die Uckermark, das Münsterland oder die Ostsee allesamt tolle Landschaften super schön und idyllisch, aber ohne einen Biergarten indem man seinen Feierabend mit freunden genießen kann bei leckerem Essen und Hopfenkaltgetränken, oder einem Bäcker bei dem man sich frühs sein Brot oder süße Stückchen holen kann ist das alles nix! Kurz um ich freue mich wieder in heimischen Gefilden unterwegs zu sein. Jedoch kann dieses Hochgefühl nicht über die unglaubliche Anstrengungen hinwegtäuschen, welche ich meinem Körper nun schon seit Stunden abverlange. Das Gelände ist nach wie vor stark wellig. Zwar nicht mehr so steil ansteigend wie im Erzgebirge, aber dennoch setzt mir jeder weitere Anstieg schwer zu. Nicht direkt physisch, das Problem ist eher die extreme Müdigkeit. Es ist dunkel geworden, dazu regnet es leicht oder die Strecke ist zumindest nass. Anstiege sind langsam und monoton, ich habe ernsthafte Schwierigkeiten wach zu bleiben. Ca. 50 km vor Cham mache ich einen letzten Verpflegungsstop. Es hat endlich aufgehört zu regnen. Aus meiner “ Arschrakete“, der Fahrradtasche am Sattel hole ich das letzte Päckchen Energy Gums raus, eine Art Koffein getränkte Gummibärchen, welche ich extra zu diesem Zwecke dort deponiert hatte. Dazu trinke ich die letzte 0,5 l Cola aus, esse sämtliche anderen Dinge, welche sich noch in meiner Verpflegung befinden auf, schmeiß mir 5 extra starke Kaugummis rein und setze meine Fahrt fort.
Nach ca. 15-20 km gelange ich in einem kleinen Dorf gegen Mitternacht an eine Straßensperre zwischen zwei großen Bauernhäusern ist die Straße aufgerissen. Die Absperrung ist so ausgeführt, dass kein Weg drum herum führt. F#%÷ die Straße ist voll gesperrt… Ich will gerade umkehren, da höre ich eine Stimme von einem Balkon. Einer der Anwohner hat mich gesehen und fragt mich was ich vorhabe. Ich erkläre ihm was ich mache. Er staunt nicht schlecht wir plaudern ein zwei Minuten, dann offeriert mir der Mann, dass über seine Wiese zwischen Gartentor und Absperrung ein schmaler Streifen ist über die man die Vollsperrung umgehen kann. Der Mann rettet mir den Tag bzw. Die Nacht, denn mein Handy Akku ist bei 7 % und lässt sich aufgrund von Nässe am Ladekabel nicht mehr laden, der Akku meiner Lupine Piko (Frontlicht) ist auf Reserve gesprungen, ich habe bis auf eine halbe Trinkflasche keine Verpflegung mehr und nachts völlig übermüdet eine Umleitung zu finden wäre echt der SuperGAU gewesen… Ich bedanke mich mehrfach und setzte meine Fahrt fort. Von den letzten ca. 30 km ist mir nix in Erinnerung geblieben. An was ich mich aber wohl für immer sehr gut Erinnern werde ist der Zieleinlauf in Cham um 2:15 Uhr. Ich informiere umgehend Dieter Göpfert den Veranstalter, setze eine kurze Sprachnachricht in der WhatsApp Gruppe ab, dass ich angekommen bin, danach fahren meine Eltern und ich direkt ins Hotel ich dusche noch kurz dann falle ich ins Bett und schlafe sofort ein.
Am frühen Morgen, oder besser gesagt nach knapp 5 Stunden Schlaf werde ich geweckt. Wir treten die Heimreise an. Ich bekomme viele Glückwünsche. Während der Fahrt scrolle ich durch den Chatverlauf, rufe meine Freundin an und schlafe noch ein wenig. In Mönchberg angekommen nehmen wir nicht den üblichen Weg, wir halten außerhalb und mir wird erklärt, dass ich jetzt nochmal in mein Raddress steigen und auf dem Rad Richtung FO (Freizeit Anlage) fahren solle. Was mir dort blüht verschlägt mir den Atem. Meine Freunde, die Feuerwehr (bin selbst aktives Mitglied), Dieter Göpfert der Veranstalter, Eberhard Heider der zweite Bürgermeister und noch einige mehr stehen Spalier und nehmen mich in Empfang. Ich bin zutiefst gerührt! Das ist ein Moment den ich wohl nie mehr vergessen werde. Ich unterhalte mich sogut es geht mit allen. Es gibt Bier und Würstchen, von Dieter bekomme ich einen Pokal und das Finisher Trikot überreicht. Eberhard überreicht mir im Namen der Gemeinde ein Buch über Mönchberg. Bilder werden gemacht, Melli hat ein Plakat mit Auszügen aus allen meinen Sprachnachrichten gemacht Hintergrund ist der Umriss von Deutschland die Nachrichten sind dort angepinnt, wo ich diese gesprochen habe, was für eine überragende Idee. Überglücklich verlasse ich die FO und begebe mich nach Hause.
Eigentlich hätte meine Fahrt mehrere Wochen dauern müssen, um all die Panoramen und Eindrücke korrekt zu verarbeiten und festhalten zu können, aber es war nun mal ein Rennen… und was für eins!!! Ich hätte nie gedacht, dass es bis zum Schluss so flüssig zu fahren ist, das ich die Strecke in dieser unglaublichen Zeit von 8 Tagen 18 Stunden und 15 Minuten schaffen kann (hatte ernsthaft mit etwa 10 Tagen gerechnet; Zeitlimit wären 12 Tage gewesen). Mein Planspiel für dieses Rennen war wie folgt: Die ersten zwei bis drei Tage schnell mit vielen Kilometern, danach von Tag zu Tag langsamer zäher und qualvoller…. gekommen ist es anders. Ich hatte immer alles unter Kontrolle konnte mit Relativ ordentlicher Geschwindigkeit von Anfang bis zum Ende fahren. Habe mich nie überlastet oder überschätzt, was aber auch daran liegt, dass ich mittlerweile über einige Erfahrungen im Ultracycling verfüge. So kann ich nun auf dieses Rennen mit einem fetten Grinsen zurückblicken. In dem Wissen, dass trotz einiger Schwierigkeiten alles viel besser gelaufen ist, als gedacht. Beispielsweise hatte ich keinen einzigen Platten oder anderen Defekt am Rad, was am super Radservice von Just Cycles in Amorbach lag. Riesen Dank dafür. Der mit Abstand größte Dank geht an meinen Vater, der mich in unregelmäßigen Abständen entlang der Strecke begleitet hat um Bilder und Videos zu machen und die zwei festen Verpflegungsstellen (zuvor mit dem Veranstalter abgesprochen) zwecks Klamotten tausch etc. Zu stellen. Zudem hat er mich hin und zurück gefahren. Ohne dich wären solche Rennen kaum möglich!!! Bedanken möchte ich mich auch bei meinen Freunden in der WhatsApp Gruppe für die tolle Motivation und natürlich für den unvergesslichen Empfang. Stephan, Sascha, Melli und Christopher seien hier nochmal besonders genannt. Ebenso meine Kameradinnen und Kameraden von der Feuerwehr, Dieter Göpfert der so kurz nach seinem Supporteinsatz beim RAAM für Fritz Geers ebenfalls beim Empfang aufgetaucht ist, hat mich sehr gefreut. Bei meinem Arbeitgeber Robottechnology für das Sponsoring und die Unterstützung! Das bedeutet mir viel!
Ich wurde oft gefragt, was ich jetzt als nächstes Rennen geplant habe: Keine Ahnung! Vielleicht das Race around Austria… aber erst mal ist der Plan die knapp 5 kg, die ich während dem Rennen in Vortrieb umgewandelt habe wieder drauf zu futtern und so viel Freizeit mit meiner Freundin, meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen wie Möglich. In diesem Sinne vielen Dank und bis zum Nächsten Rennen!
LG
Andreas
Inhaltsverzeichnis:
Solo supported / M50-
Solo nonsupported / F50-
Platz | Name | Nationalität | Link | Startdatum | Zeit |
---|---|---|---|---|---|
1 | Tanja Hacker | AT | 07.09.2017 | 10:16:28 | |
2 | Tina Gröne | DE | 02.08.2021 | 12:10:25 |
Solo nonsupported / M50-
Platz | Name | Nationalität | Link | Startdatum | Zeit |
---|---|---|---|---|---|
1 | Matti Köster | DE | 09.08.2018 | 07:23:30 | |
2 | Andreas Nebel | DE | 22.06.2023 | 08:18:15 | |
3 | Stefan Barth | DE | 25.07.2021 | 09:01:43 | |
4 | Alexander Ebell | DE | 14.07.2018 | 10:02:45 | |
5 | Samuel Porcel Dieste | ES | 17.07.2023 | 10:06:05 | |
6 | Stefan Herrmann | DE | 01.07.2021 | 10:07:40 | |
7 | Keno Pieper | DE | 17.07.2022 | 10:11:35 | |
8 | Florian Reiterberger | DE | 02.08.2021 | 12:10:25 | |
9 | Daniel Wöckinger | AT | 29.07.2023 | 13:02:45 |
Solo nonsupported / M50+
Platz | Name | Nationalität | Link | Startdatum | Zeit |
---|---|---|---|---|---|
1 | Sönke Meyer | DE | 24.06.2020 | 09:19:05 | |
2 | Michael Ganzinger | DE | 15.08.2023 | 10:21:40 | |
3 | Mario Keipke | DE | 12.06.2021 | 12:08:03 |
Solo nonsupported / M60+
Platz | Name | Nationalität | Link | Startdatum | Zeit |
---|---|---|---|---|---|
1 | Ejvind Kjer | DK | 02.06.2022 | 10:06:00 |
4er Staffel supported / MIX
Platz | Name | Nationalität | Link | Startdatum | Zeit |
---|---|---|---|---|---|
1 | SV Enge-Sande - Melanie Jessen, Björn Petersen, Sören Sönksen, Rolf Nicolaisen | DE | 28.08.2021 | 04:13:40 |